Blau machen...

Wenn man an die Farbe Blau denkt, denkt man an in erster Linie an Wasser und Himmel.

 

Die Farbe Blau wird mit Substantiven wie Vertrauen, Ehrlichkeit, Autorität, Tradition, aber auch mit Ruhe, Tiefe und Treue in Verbindung gebracht und ist mit Abstand die beliebteste Farbe. In der Botanik sind es die blauen Blumen, die für die Treue und Romantik stehen: Veilchen, Männertreu oder Vergissmeinnicht.

Blau steht aber auch für die Ferne, die Weite und die Unendlichkeit.

Daher kommt auch der der Spruch „eine Fahrt ins Blaue machen“ – man fährt einfach darauf los – ins Ungewisse.

Wissen Sie auch was Betrunkene und Blau miteinander zu tun haben?

Im Mittelalter färbte man mit Waid Stoffe blau. Die Blätter der mehrjährigen Pflanze werden gestampft und an der Sonne einige Tage getrocknet, scheint die Sonne nicht kann es auch bis zu einer Woche dauern.

Für den gesamten Vorgang muss die Sonne scheinen und es muss für ca. 14 Tage heiß sein.

 

Nun nimmt man Bottiche und die getrockneten Waidblätter und füllt das Ganze mit Flüssigkeit, menschlichen Urin auf.

In der Sonne gärt das Ganze, es entsteht Alkohol und der blaue Farbstoff beginnt zu entstehen. Durch einen zweiten Gärungsvorgang wird der Farbstoff wasserlöslich und man kann mit dem Färben beginnen. Im Mittelalter wusste man jedoch nichts von den chemischen Abläufen, was man allerdings wusste war, dass man mit Alkohol ein besseres Farbergebnis erzielen kann. Jedoch war der Alkohol viel zu schade, um ihn einfach so zu verschwenden, er wurde daher nicht mittelbar zugeführt.

Den überlieferten Rezepten nach zu urteilen, wurde das Ergebnis besonders gut, wenn die Männer, die den Urin hergaben, besonders viel getrunken haben.

Der erste Gärabschnitt ist beendet, wenn der Gestank nachlässt. Die Färbergesellen mussten dreimal täglich die Blätter in der Flüssigkeit wenden und das tat man mit den bloßen Füssen.

Beim zweiten Gärvorgang gab man dann noch Salz und die Bottiche wurden wieder mit Urin mit zum Rande gefüllt. Die Prozedur begann wieder von vorne. Nach ca. drei bis acht Tage bildet sich Schimmel auf der Brühe und dann kann man erst mit dem Färben beginnen.

Die Stoffe werden für mindestens einen Tag eingelegt.

 

Wer jedoch glaubt, dass die Stoffe danach blau herauskommen, hat weit gefehlt.

Erst durch das Trocknen an der Luft, also durch Oxydation entsteht der blaue Farbstoff.

Durch diesen Prozess ist der Farbstoff auch lichtecht.

 

Wenn man früher nicht gleich einen Färbevorgang starten wollte, oder den Farbstoff weiterverkaufen wollte, wurden die getrockneten Waidblätter zu Kugeln geformt, so konnte man sie gut aufbewahren oder transportieren.

 

Wenn man vom Gestank mal absieht war Färben eine angenehme Tätigkeit, die man unter freiem Himmel, bei schönem Wetter ausführen konnte. Man bekam stets genug zu trinken und wenn die Färber in der Sonne auf den Wiesen lagen, so war jedem zu seinerzeit klar:

Die Färber machen BLAU.  

Und wer blau macht, ist blau. Man ist betrunken.

Stylische Grüße

 

Nicole Kurz

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